samstag 29. april 2006 22 uhr
tobias delius quartett
tobias delius reeds, clarinets
tristan honsinger cello
joe williamson bass
han bennink drums
ein wiedersehen mit einer, von uns allen so heissgeliebten "jazzcombo." kein geringerer als
tobias delius, gibt sich die ehre mit seinen kollegen kurz in nickelsdorf station zu machen.
mit wohldosiertem powerplay und viel spielwitz begegnet der niederländische holzbläser
der jazztradition und nimmt mit seinem 4-tett allen zweiflern, die ein ende des free jazz und seiner spielhaltung
herbeireden möchten, den wind aus den segeln.
"wuchtige und erregende musik" und " the dutch scene`s best kept secret", wie kritiker formulierten
und ein glücksfall fürs publikum.
tobias delius , ein kosmopolit par excellence, wuchs in deutschland, england und mexico auf, ehe er
1984 , im jahre orwells, nach amsterdam übersiedelte, wo er u.a. bei misha mengelberg studierte.
neben eigenen gruppen arbeitete er mit sean bergin, arjen gorter, curtis clark, louis moholo.
michael moore und wolter wierbos zusammen.
zum jazz kam er nach dem erwerb eines tenorsaxofons in bochum, wo er einer von 2 graewe schülern
am dortigen konservatorium wurde. die amsterdamer szene mit ihrer weltoffenheit und unvoreingenommen-
heit gegenüber allen stilen wirkte für tobias delius unheimlich inspirierend, und innerhalb weniger jahre konnte er seinen stammplatz in den holländischen "dreamteams" festigen. seine vorbilder reichen weit in die geschichte des jazz zurück, sein voluminöser, aber doch weicher ton erinnert an ben webster ebenso wie an den zornigen jungen archie shepp ( new thing at newport). in einem interview mit kevin whitehead sagte
er über sich:" i am not a one- style- listener und nennt chu berry, coleman hawkins, ben webster
und archie shepp, aber auch warne marsh und zoot sims als haupteinflüsse.
zitat kevin whitehead :"... furry post-webster tenor sound so big and blooming, you hear all the rtones inside one tone, offset by modern ideas about phrasing, harmony and form."
tobias hat mit joe williamson am bass einen der meistgefragtesten bassisten der heutigen grenz-
überschreitenden szene ins boot geholt.
mit dabei auch noch 2 altmeister der improvisationsmusik, die jahrzehnte lang ihre spuren gelegt haben
und sowohl ein enormes potential an für musikalische dramaturgie aber auch einen grossartig
ausgeprägten sinn für humor am rande des dadaismus entwickelt haben.
tristan honsinger und han bennink beweisen einmal mehr , dass musik höllischen spass
bereiten kann, ohne die intellektualität aufgeben zu müssen.
das spezielle an dieser combo ist nicht nur die seltene quartett
- besetzung mit 2 streichern und schlagzeug, sondern ihre optische bühnenpräsenz.
wie eine remineszenz an die glorreichen bebop-zeiten , als die bühnen noch winzig waren, um mehr platz für konsumierende gäste zu schaffen, rücken die 4 spieler ganz nah zusammen, um ein "in walked bud"
geistig und körperlich nachzuvollziehen.
viel spass.