samstag, 28.feber 2004 21 h 30

das 2. wirkliche popkonzert in der jazzgalerie nickelsdorf

kammerflimmer kollektief

Thomas Weber, soundprocessing & treatments, guitar, piano
Heike Aumüller, soundprocessing & treatments
Christopher Brunner, drums & vibraphon
Dietrich Foth, saxophone
Johannes Frisch, double bass
Heike Wendelin, violin

kammerflimmerkollektief
1 kammer chamber music
2 flimmer(n) to flicker
3 tief willem breuker

im grunde genommen nichts neues, beim mehrmaligen durchhören, denke ich zu 90 % an alte gute pink floyd aufnahmen, atom heart mother und umma gumma sind die ersten reflexionen, doch irgendwie ist die musik vielschichtiger, perfider angelegt, es reibt sich sich zwischen over-und underground, wo verdammt soll man das jetzt einordnen, es gelingt überhaupt nicht , könnte da nicht auch rödelius dahinterstecken oder ein fennesz in ferner zukunft- amm piano(tilbury oder doch cardew) hörerfahrungen tauchen auf und wieder weg, spannend bleibt diese musik immer wieder. aber wo ist der bezug zu willem breuker? historisch gesehen hat willem breuker mit seinem kollektief gemogelt, weil es doch sein stempel oder seine herrschaft über das orchester war doch im “kammerflimmerkollektief” bleibt die sache eine undurchsichtige geordnete anarchistische angelegenheit, wie beim zwiebel schälen kann man eine haut nach der anderen freilegen, der kern der zwiebel ist nie auffindbar, so wunderbar kann kollektiefe musik funktionieren.

hans falb

*/SPEX/* Rezension, staubgold 40 Kammerflimmer Kollektief - "Cicadidae" cd/lp Das Schöne, Interessante, Herausstreichenswerte an dieser Veröffentlichung ist gerade das, was eigentlich jeder gestandene Improvisator vermeiden will: »Mäander« ist kein autonomes Werk, steht NICHT für sich. Die Einflüsse, Kontexte und Herangehensweisen sind offensichtlich (wenn auch nicht eindeutig) codiert. Das macht die Musik überraschend zugänglich. Überraschend deshalb, weil das Kammerflimmer Kollektief explizit Bezug nimmt auf Jazz - Free Jazz, um genau zu sein. Vielleicht kann man sich das so vorstellen: der Karlsruher Thomas Weber, ein Kenner der Materie zwischen Cecil Taylor und Robert Wyatt, konstruiert am Rechner abgehangen swingende, bisweilen brutal slick inszenierte Jazzminiaturen voll simpler, cooler Melodien. Seinen Jazz lässt er kollabieren, an sich selbst scheitern. Er versinkt dieser in Lärm und Verzerrungen. Ein entfernt an Ed Blackwell erinnerndes Drumsample mutiert zu Hals-über-Kopf-Free Jazz. @Normal:Eines seiner Demotapes erreichte irgendwann auch Weilheim, das hiesige Mekka des Indie-Jazz. Im Payola-Hauptquartier wird man nicht lange überlegt haben, dass sich diese Musik wundersam in die mit dem Tied + Tickled Trio begonnene Linie einfügt.
Wie gesagt, weder ist die Musik besonders aufwendig organisiert noch originell. Sie ist aber vor diesem Hintergrund, um den sie selbst am besten weiß, exakt und dabei sensibel positioniert. Obwohl man hört, dass dies am Rechner entstanden ist, meint man doch eine Gruppe vor sich zu haben oder zumindest eine Musik, wie sie von einem leibhaftigen Kollektiv gespielt werden könnte. Da ist es nur konsequent, dass Weber bei Live-Auftritten Gitarre spielt und noch mit fünf anderen, also tatsächlich im Kollektiv, auftritt. Er verzichtet darauf, dass Rad neu zu erfinden, ein Anspruch, unter dem die Improv-Szene im Allgemeinen krankt. Dadurch aber, dass die Ingredienzen klar benennbar sind, wird aber auch die eigenständige Arbeitsweise erst deutlich: sie muss sich ja schließlich zu diesem Background verhalten! So wird der Krach, der Kitsch, die Rhythmik und ihre jeweilige Auflösung, Ineinanderblendung und Verschmelzung nachvollziehbar. Nicht als Leidenschaft des Kopfes sondern als unmittelbar körperlich erfahrbarer, soll heißen: groovender, kickender Prozess. ©SPEX