Sun Ra war einer der produktivsten und schaffensfreudigsten Musiker des 20. Jhdt. Er hielt sein Arkestra fast 40 Jahre lang zusammen.
Nach seiner "departure" übernahm John Gilmore die Leitung des Arkestras und nach dessen departure Marshall Allen, der zusammen mit Michael Ray (The Cosmic Rays) und Juini Booth den Kleylehof beehren wird.
Sun Ra war neben John Coltrane, Albert Ayler, Ornette Coleman, ein Urvater der Punkbewegung (siehe John Sinclair, MC 5, Iggy Pop, Velvet Underground, Lou Reed u.v.a)
Er beeinflusste in hohem Maße die gegenwärtige Electronic-Scene und kreative Techno-Scene.
Sun Ra erreichte den Planeten Erde am 22. mai 1914 in Birmingham Alabama (The Magic City) und wie John F. Szwed, sein Biograph und Freund, schrieb: "on may 30, 1993, a sunday, towards whatever destiny, he left the planet."
Jayne Cortez, Lebensgefährtin von Ornette Coleman schrieb: "he left the planet in a pyramid made of metal keys".
Amiri Baraka: "Sun Ra's consistent statement, musically and spoken, is that this is a primitive world. It's practises, beliefs, religions, are uneducated, unenlightened, savage, destructive, already in the past ... that's why Sun Ra returned only to say he left. Into the future. Into space."
Salah Ragab schreibt im Buch von Hartmut Geerken "Omniverse Sun Ra" folgendes: "Sun Ra ... my big brother, whom I met after a hundred years of separation in our motherland, our home ... Egypt. I think I am the one & only outsider and non afro-american musician who joined the Arkestra. That was the most important soulful trip and experience in my musical life."
Und weiter: Sun Ra reformed my playing. He made me swing, if you know what I mean...!? Ra gave me my jazzpassport, which one needs to enter the world or the land of jazz ... I got it stamped and validated by a powerful authority !"
Sun Ra in eigenen Worten über seine Mission:
"I'm talking about something that's so impossible, it can't possibly be true. But it's the only way the world is going to survive, this impossible thing. My job is to change 5 billions of people to something else. Totally impossible. But everything that's possible has been done by man, I have to deal with the impossible. And when I deal with the impossible and am successful, it makes me feel good because I know I'm not bullshittin'.
Sun Ra hinterließ ein gewaltiges Oeuvre von ca. 200 Langspielplatten, etlichen Singles aus den Anfangszeiten, unzählige gleichnis-artige Lyrics:(Sun Ra "the immeasurable equation" erschienen im Waitawhile Verlag von Hartmut Geerken)
- Lyrics, die spiralförmig durch sein musikalisches Schaffen
immer wieder in verschiedenen Versionen auftauchen, meistens gesungen von der großartigen June Tyson, welche lange Zeit die einzige Frau im Arkestra war.
Sun Ra begann seine Karriere als Pianist im Chicagoer Nachtclub Da Lisa in der Bigband von Fletcher Henderson, in dessen Band Jazzlegenden wie Louis Armstrong oder Coleman Hawkins spielten.
Nach einigen Jahren, ca. mitte der 40-er, gründete er dann eigene Bands, die den Nucleus des Arkestras bildeten, mit Musikern wie Julian Priester, Charles Davis, John Gilmore, Jim Herndon, Art Hoyle, Robert Barry, Pat Patrick, Marshall Allen, etc.
Zeit seines irdischen Daseins war Sun Ra allerdings auch in der fortschrittlichen Jazzcommunity immer umstritten. Von vielen verständnislosen Kritikern wurde er als Scharlatan und Possenreisser herabgewürdigt. Nur langsam, und das erst in letzter Zeit, wird er in eine Reihe mit den ganz großen des Jazz gestellt. Dabei wurde von den Kritikern übersehen, dass gerade Possenreisser nicht nur in der afro-amerikanischen Kultur(trickster=eshu/legba/ananse), sondern auch überall auf der Welt in allen Kulturen, in der Literatur, im Theater und später in Filmen immer als Korrektoren und als Vermittler zwischen den göttlichen und irdischen Mächten ihren angestammten und wichtigen Platz hatten und haben werden.
Und das ist vielleicht das größte Vermächtnis, das uns Sun Ra hinterließ, beziehungsweise mit seinem unauslöschlichen Lebenswerk uns auch noch in ferner Zukunft vermitteln wird.
Sun Ra lives forever.
(Hans Falb)
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