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Der 1944 in Bristol geborene Evan Parker revolutionierte in den späten 1960er-Jahren das Jazzsaxophonspiel. Indem er die klanglichen Möglichkeiten seines Instruments durch neue Spieltechniken erweiterte, fand er zu einer ihm völlig eigenen, abstrahierenden Form und einer unverkennbaren stilistischen Identität. Niemand spielt wie Evan Parker, der laut eigener Aussage weniger an einer Musik für den Tanz des Körpers als vielmehr an einer für den Tanz des Nervensystems, "den Tanz der Ohren" interessiert ist. Seine musikalische Karriere begann im Londoner Spontaneous Music Ensemble, die Spannweite seiner Aktivitäten reicht von der Mitarbeit in Gruppen von Tony Oxley, Derek Bailey, Peter Brötzmann, Alexander von Schlippenbach und Barry Guy bis hin zu Projekten in Genres der populären Musik (etwa mit Robert Wyatt, Scott Walker, Annette Peacock oder Squarepusher), darüber hinaus arbeitet er auch immer wieder als Solist - all dies dokumentiert auf mittlerweile bestimmt mindestens 200 Tonträgern.

Wer als Klangforscher die "psychophysikalischen Grundlagen seines Metiers" reflektiert und den Fokus auf die "Transzendenz der Klänge" richtet, gründet nicht nur ein Label namens psi, sondern gelangt fast zwangsläufig zu den neuen elektronischen Techniken, zu Live-Elektronik, Computertechnologie und Sound Processing. Nach der Zusammenarbeit mit Hugh Davies, Alvin Curran, Walter Prati und anderen Elektronikspezialisten formierte Parker Mitte der neunziger Jahre sein Electro-Acoustic Ensemble, dem neben Barry Guy, Paul Lytton und Phil Wachsman unter anderem auch Marco Vecchi, Lawrence Casserley und Richard Barrett angehör(t)en. "..ihre Erforschung der Bezüge zwischen elektronisch bearbeitetem Material und Naturklang gehörte von Anfang an zum sowohl ästhetisch avanciertesten wie intellektuell anregendsten, was die europäische Improvisationsmusik in ihrer genretypischen Avantgarde-Erstarrung in den letzten zehn Jahren hervor gebracht hat", war in der Süddeutschen Zeitung über dieses Ensemble zu lesen.

Evan Parker zeigt keine Scheu, sein unverkennbares Spiel von anderen restrukturieren zu lassen oder neben dem Sopransaxophon auch Sampling und Sound Processing einzusetzen, so geschehen bei seiner Zusammenarbeit mit Matthew Wright, einem zwischen Konzert- und Club-Kultur wandelnden Komponisten, Improvisator und Klangkünstler, der das Kollektiv Splinter Cell leitet, u.a. mit den Ensembles Klang, Bl!ndman und Champ d'Action zusammenarbeitet und an der Canterbury Christ Church University unterrichtet, wo auch die Aufnahmen für das auf psi erschienene Album Trance Map entstanden sind.

Bei den Nickelsdorfer Konfrontationen präsentieren Evan Parker und Matt Wrigth gemeinsam mit dem Bassisten Adam Linson und dem Elektronik-Duo Spring Heel Jack eine "real-time Version ihrer psi-CD, die die Grenzen zwischen Musizieren, Mixen und Digital Editing verwischt. Gefiltert durch das Silizium der Festplatte, klingen Samples vom Saxophon oder von Insekten, als wären sie elektronisch generiert, während sich einige der softwarebasierten synthetischen Klänge wie Vögel in die Lüfte schwingen." (fk)


detailed info in English:
http://evanparker.com
http://www.matt-wright.co.uk
http://www.percent-s.com
http://www.allmusic.com/artist/spring-heel-jack-mn0000790670/biography